Sich direkt vor Ort mit Firmenvertretern in einem ökonomisch aufstrebenden und kulturell interessanten Land austauschen: Dieses Ziel verfolgte die diesjährige Exkursion der BKRI Mitgliedsfirmen in die Türkei. Die Fachstudienreise in ein Land, das eine Brücke zwischen Orient und Okzident bildet,vermittelte allen Beteiligten eine Vielzahl neuer, interessanter Eindrücke.


Die Teilnehmer der BKRI-Fachexkursion in die Türkei.

Der erste Besichtigungstag führte die Besucher in die Umgebung von Aydin, ins Hinterland der Ägäis. Hier konnten sich die BKRI-Mitglieder über die aktuell für Fliesenproduzenten in aller Welt wichtigsten Feldspatvorkommen des Landes informieren. Im Menderes-Massiv mit den großen Natrium-Feldspat-Lagerstätten werden jährlich rund 6 Millionen Tonnen gefördert. 80% hiervon werden von den vier größten Unternehmen dieses Sektors gewonnen: Kaltun, Imerys, Sibelco sowie Esan.

Von der geförderten Tonnage gehen etwa 4,5 Millionen Tonnen in den Export. Um die seit Mitte der 90er Jahre gewaltig gestiegene Nachfrage befriedigen zu können, war der Neubau des Verladehafens in Güllück erforderlich. Dieser wurde 2005 in Betrieb genommen. Hier werden jährlich circa 4,2 Millionen Tonnen Feldspat (somit mehr als 2/3 der jährlichen Feldspatförderung der Türkei) umgeschlagen.


Blick auf die großen Feldspattagebaue bei Çine.


Bild links: Feldspatgrube Raum Karpuzlu. Bild rechts: Am Rohstoffhafen von Güllük wird Feldspat von Sibelco Türkei verladen.

Am selben Tag fand eine Besichtigung der Feldspatflotation der Firma Minmad Mineral Aydin bei Çine statt. Die Anlage wurde bis 2012 von der Firma Kalemaden betrieben. In diesem Werk wird Feldspat aus der Region veredelt. Durch die Aufbereitung wird der Eisen- und Titan-Gehalt reduziert. Hierdurch erhält der Feldspat eine wesentlich hellere Brennfarbe. Die Kapazität der Anlage liegt bei 60.000 Tonnen pro Jahr. Rohmaterial für verschiedene Produzenten wird hier aufbereitet.

Am kommenden Tag führte die Exkursion die Teilnehmer nach Ephesus, in eine der wichtigsten Metropolen der antiken Zeit. Die beiden folgenden Tage standen im Zeichen des größten Keramikproduzenten der Türkei, der Kale Group in Can, Provinz Canakkale. Neben Fliesen (60 Millionen m²) werden in Çan auch Isolatoren (10.000 Tonnen pro Jahr) und Sanitärkeramik (3 Millionen Stück pro Jahr) hergestellt. Fritten (50.000 Tonnen pro Jahr), Glasuren sowie ein großer Teil der dafür benötigten Rohstoffe (rund 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr) werden selbst produziert beziehungsweise in eigenen Gruben der näheren und weiteren Umgebung gefördert. Für die Deckung des Rohstoffbedarfs ist Kalemaden, Mitglied der Kale Group zuständig. Die Gesamtförderung an Tonen, Feldspat, Kaolin, Wollastonit, Silex und anderen Rohstoffen beläuftsich auf ca. 2 Millionen Tonnen pro Jahr. Zudem wird über Kalemaden auch der Import, z.B. von ukrainischen Tonen, abgewickelt. Am Standort der zentralen Rohstoffaufbereitung in Semedeli bei Çan begrüßte Herr Mehmet Hizal, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer, gemeinsam mit dem Werksleiter die Teilnehmer der BKRI-Exkursion. Ihnen schloss sich Herr Hassan Sazci an, Aufsichtsratsmitglied der Kale Group. Herr Sazci hat in Höhr-Grenzhausen ein Keramik-Studium absolviert.


Bild links: Arbeiter in Steinbruch für Silex-Steine. Bild rechts: Hr. Dr. Schlotmann (links) überreicht Herrn Sazci ein Präsent aus Höhr-Grenzhausen, dem Studienort von Herrn Sazci.

Die Grubenbesichtigungen desselben Exkursions-Tages stießen bei den BKRI-Mitgliedern auf großes Interesse. Die Besucher lernten drei verschiedene Gruben der Firma Kalemaden kennen. Von einer kleineren, in der seit über 30 Jahren nur für den Eigenbedarf produziert wird über eine, in der noch echte Handarbeit betrieben wird (siehe linkes Foto) bis hin zur Duman Tongrube, in der drei verschiedene Tone im Tagebau gefördert werden, reichte das umfangreiche Spektrum.

Im Anschluss daran stand der Besuch des beeindruckenden Fliesenwerks der Firma Kalebodur auf dem umfangreichen Besichtigungsprogramm. Mit einer Produktionsanlage von 66 Millionen m² sowie einem Gelände von 1,2 Millionen m² gleicht dieses Werk eher einer Stadt als einem Produktionsstandort. 3.000 Mitarbeiter sind direkt vor Ort tätig. Es werden unter anderem Kale Sinterflexfliesen von 3 mm Dicke, einer Breite von bis zu 1 Meter und einer Länge von bis zu 3 Metern hergestellt. Neben der Versorgung des Inlandsmarktes (circa 60%) steht der Export (circa 40%) in Länder Europas (vorwiegend England, Frankreich und Deutschland), nach Israel und den USA im Fokus.

Nach dem intensiven Fachprogramm in der Gegend um Çan ging es am darauf folgenden Tag weiter ins pulsierende Istanbul. Bei einer Stadtrundfahrt lernten die Teilnehmer der Exkursion die wichtigsten Sehenswürdigkeiten einer faszinierenden Metropole kennen und trafen weitere Vertreter der türkischen Keramikindustrie. Mit dieser interessanten Besichtigungstour endete das umfangreiche Programm der Fachstudienreise in die Türkei. Neue Eindrücke und ein intensiver Informationsaustausch mit Firmenvertretern in einem Land des Umbruchs: Dieses Fazit zogen die BKRI-Mitgliedsfirmen zu Ende der interessanten Fachstudienreise in die Türkei.

Dr. Matthias Schlotmann
Geschäftsführer BKRI

Gudrun Schmidt
Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschaftspolitik